Influencermarketing, Instagram und das (lästige) Problem der suboptimalen Followerzahlen?

Ich glaube, dass die Leser_innen des Arbeitsblogs mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit meine enorme Skepsis gegenüber der „offziellen“ Strategie des Influencermarketings verstanden haben und ich denke, dass ich etwas mehr Erklärung schuldig bin. Es ist eigentlich einfach und bei Sichtung der Kritiken (also … nicht nur meine) tauchen immer wieder Argumente rund um die einkaufbaren Follower auf und hier vertrete ich nun einmal den Ansatz, dass man die Strategie „Influencermarketing“ eben wegen der massiven Kritiken nicht auf Basis der Subjektivitäten „Erfahrung“ oder „Zwischenmenschlichkeit“ beurteilen muss, sondern man MUSS diesen Ansatz eben auch mit Hintergrundwissen zu den Einflussfaktoren / „alternativen“ Strategien jedes Mal neu bewerten (also: je Szenarium, je Projekt, je Kund_in usw.).

Nun ist eine spannende Problemquelle beim Instagrambasierten Influencermarketing eben die Frage, ob die einkaufbare Reichweite (hier: Follower) auch tatsächlich „real“ ist. Ich wundere mich immer wieder, wie selten eben diese unfassbar spannende Problematik so selten und so unbefriedigend diskutiert wird, obwohl gefühlt einige 1000 Anbieter mit entsprechenden Kaufangeboten auf dem Markt völlig problemlos recherchierbar sind. Es gehört für mich zum Tagesgeschäft dazu, die Konkurrenz zu beobachten, welche eben diese spezielle Marketingform anbietet und natürlich entdecke ich da viele Blogbeiträge und Erfahrungsberichte zu wahnsinnig emotional ausgeschmückten Worstcase-Szenarien und ich mache mir da immer einen Spaß und frage nach konkreten Erfahrungen. Sprich: man kann in der hochintellektuellen Sparte „Marketing“ ja schlichtweg nur zu Dingen Formulierungen tätigen, von denen man schlichtweg auch etwas versteht und hierzu gehört auch das Durchspielen von Experimenten und NICHT (!) das kritiklose Wiederholen von nicht nachprüfbaren Experimenten der Werbeszene. Man sollte schon im Interesse der Sichtung dieser einkaufbaren Follower sich um das Erwirtschaften eigener (!) Erfahrungen bemühen.

Eines davon erledigte ich vor geraumer Zeit mit einem extra aufgesetzten Instagramaccount und hier ging ich so vor:
[1] Recherche bei Google
https://www.google.de/search?q=buy+instagram+followers+cheap
(„cheap“ deswegen, weil ich kein Interesse am Verspielen von Geld hatte.)
Im Rahmen des ersten Grobchecks entdeckte ich, dass die vielen Anbieter sich „beweisen“ wollen und man bietet potentiellen Kund_innen eben auch Testpakete – natürlich – kostenfrei an.

[2] Recherche bei Google, nach kostenlosen Followertestpaketen
https://www.google.de/search?q=buy+instagram+followers+free+trial
https://www.google.de/search?q=10+free+instagram+followers+trial
https://www.google.de/search?q=50+free+instagram+followers+trial
https://www.google.de/search?q=20+free+instagram+likes

Ich sehe nun einen bunten und wunderschön ausgeschmückten Laden mit sehr vielen interessanten Angeboten und weil mir hier der moralische Zeigefinger (oder besser: der basislose moralische Zeigefinger) keine Freude bereitet, experimentierte ich mit den folgenden Angeboten ein wenig herum:

[Pro Forma – Hinweis]
Ich übernehme keine Verantwortung, wenn die Benutzung der nachfolgenden Angebote nicht die gewünschten Effekte produziert.

http://www.buzzdayz.com/free-instagram-follower-trial/
https://www.quickfansandlikes.com/
http://www.gramozo.com/free-trial/
https://www.getmassfollowers.co.uk/
http://buyhugefollowers.co.uk/
http://www.thebestfollowers.co.uk/
https://instalegendary.com/
https://soclikes.com/
https://getmoreinsta.com/index.php?page=addfreefollowers

Eine besonders interessanter Anbieter ist:
https://plusmein.com/index.php?page=addfreefollowers
Dieser erlaubt das Einbuchen von jeweils 20 Follower je 24 Stunden und damit kann der Experimentalaccount über einen schönen Zeitraum hinweg „wachsen“. Eine „Runde“ des Testaccounts durch diese Liste „erntete“ zwischen 250 und 300 relativ stabile Follower.

Ein paar Worte zur Bewertung der zusammengeschnorrten Follower.
Ich habe hier eher „gemischte“ Gefühle zur Qualität: ich sehe klischeehafte Fakeaccounts (also: junge Frau, extrem viele Abos, wenig Follows, keine|wenig Medien) und ich sehe natürlich auch sehr natürlich wirkende Accounts und das lässt mich fragen, woher diese Anbieter denn die vermittelbaren Accounts überhaupt nehmen und ein wenig Recherche ergab, dass die meisten Quellen sich auf das Interaktionen – gegen Coin – System beziehen. Interessant ist der Anbieter „plusmein.com“, denn hier entdeckte ich in den ersten Testläufen durchaus auch neue Follower, deren Daten und Medien dem typischen Bild des einkaufbaren Influencers entsprechen.
Ganz ehrlich: ich habe keine Ahnung, wie dieser Anbieter arbeitet und woher die Accounts stammen und im Moment theoretisiere ich in Richtung „Engagement Gruppe“, wobei das natürlich nicht final verifizierbar sein dürfte. Obwohl die Qualitäten wechselhafter Natur sein können, sehe ich auch, dass der Schwundfaktor im – sagen wir mal – „natürlichen“ Rahmen bleibt, wobei ich auch sehe, dass die Interaktionen da, wenn auch äußerst gering sind.
Komme ich nun zur moralischen Einordnung und hier vertrete ich – wie erwähnt – eine eher pragmatische Sichtweise, gerade deswegen, weil die Einordnung der Followerlisten in Fake / Non-Fake sehr schwierig ist. Natürlich existieren sehr viele Indikatoren für eben „schwierige“ Ansätze innerhalb einer Accountstruktur und diese sind Ungleichgewichte in den Zahlen, komische Kommentare, aber mal ganz ehrlich: es gibt durchaus Menschen, die wie die Irren unfassbar vielen anderen Menschen folgen, dann gibt es Accounts, die ohne Verantwortung oder „Zutun“ eben Ziel von Spamcommentattacken werden. Mir passiert sowas ständig, den Kund_innen ebenfalls und ich sehe da immer wieder automatisch generierte Comments aus eben auch der Feder deutscher Accounts aus der Berater_innenszene, der Socialmediaberater_innen und selbstverständlich auch völlig normale Firmen. Das hängt auch damit zusammen, dass viele eben diese Werkzeuge wie „Ninjagram“ verwenden und die Hoffnung hegen, dass abgesetzte Kommentare Aufmerksamkeit erzeugen.
Also: „Fakes“ sind definitiv nicht sauber und extrem eindeutig identifizierbar und das gilt auch für den Kauf oder das oben beschriebene Zusammenschnorren. Also quält mich eine Frage: Wieso existieren stark moralisierende Argumente rund um ein nicht nachprüfbares Thema? Ich erkenne keinerlei Logik in der eigenen Geschäfts- und Dienstleistungsaufwertung, wenn nicht überprüfbare Followerlisten als pauschal „sauber“ deklariert werden und das via Behauptung schlichtweg „nur“ in den Raum gestellt wird.

Ob nun diese Positionierungsvariante edel, gut, moralisch einwandfrei oder sogar „praktikabel“ ist, muss und soll jeder Mensch für sich selbst entscheiden. Mir steht das Erheben des moralischen Zeigefingers nicht zu, würde aber das eventuelle Einsatzszenarium immer wieder neu bewerten und während eines eventuellen Schnorrens / Einkaufens unbedingt auf folgende Dinge achten:

(1) Absolut saubere Contentqualität.
(2) Klare, deutliche und zielgruppengenaue Kommunikation.
(3) Natürliche Marketingmaßnahmen

Fragen, Gedanken, Hinweise? Gern über Kommentar oder via Telefonat. Ich suche übrigens tatsächlich händeringend nach einem sauberen Followerlistenauswertungsalgorithmus.

2 Gedanken zu “Influencermarketing, Instagram und das (lästige) Problem der suboptimalen Followerzahlen?

  1. Sehr informativer und interessanter Beitrag…Goodjob

  2. Danke. Ich reiche das Lob auch an die Anne weiter.

Schreibe einen Kommentar